
Der Große Preis von Spanien 2025 wird den Formel-1-Fans lange in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen des intensiven Kampfes auf der Strecke, sondern auch wegen der umstrittenen Kollision zwischen Max Verstappen und George Russell. Der Niederländer erhielt eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe und drei Strafpunkte auf seiner Superlizenz für ein Manöver, das zunächst als absichtliches Manöver in den Mercedes-Fahrer gewertet wurde. Neue Onboard-Aufnahmen werfen jedoch ein anderes Licht auf den Vorfall und zeigen, dass Verstappen nicht absichtlich in Russell hineingelenkt hat. Diese Entwicklung hat die Debatte über die Fairness der FIA-Strafe neu entfacht und Fragen zur Dynamik des Vorfalls aufgeworfen.
Während des Rennens in Barcelona wurde Verstappen beschuldigt, absichtlich eine Kollision mit Russell herbeigeführt zu haben, ein Vorfall, der sich während eines hitzigen Positionskampfes ereignete. Die FIA entschied, dass Verstappen, der zu diesem Zeitpunkt auf harten Reifen unterwegs war und mit dem Grip seines RB21 zu kämpfen hatte, für die Kollision verantwortlich war. Seine Reaktion nach dem Rennen, in der er gegenüber Viaplay zugab, die Kollision möglicherweise hätte vermeiden können, schien den Eindruck seiner Schuld zu verstärken. Neu veröffentlichte Onboard-Aufnahmen erzählen jedoch eine andere Geschichte. Bei genauer Analyse der Aufnahmen wird deutlich, dass Verstappen nicht absichtlich auf Russell zusteuerte, sondern lediglich versuchte, die Kurve entlang der natürlichen Rennlinie zu nehmen.
Die Aufnahmen zeigen einen entscheidenden Moment kurz vor der Kollision. Auf der Geraden, etwa fünfzig Meter vor der Kurve, blickt Verstappen in seine Rückspiegel, um Russell zu orten. Dies geschah auf Anweisung seines Renningenieurs, der ihn angewiesen hatte, ihm die Position nach einem früheren Verstoß zurückzugeben. Russell, der rechts auf der Ideallinie fährt, kommt neben ihn. Als sich beide Fahrer der Kurve nähern, blickt Verstappen nach rechts und ist sich Russells Position deutlich bewusst. Entgegen früheren Annahmen lenkt Verstappen nicht auf den Mercedes zu, sondern folgt der Kurveninnenseite nach links. Seine Lenkbewegungen deuten darauf hin, dass er die Kurve korrekt anfahren wollte. Dies deutet darauf hin, dass die Kollision nicht auf eine aggressive Aktion seinerseits zurückzuführen war.
Verstappens Kontakt mit Russell von seinem Bordcomputer pic.twitter.com/c4ABuReiGg
— Holiness (@F1BigData) 2. Juni 2025
Der Vorfall ist jedoch nicht ohne Nuancen. Russell, der von außen nach innen in die Kurve einfuhr, befand sich auf der Ideallinie, während Verstappen innen fuhr. Beide Fahrer kannten die Position des anderen, was die Situation komplex macht. Russells Entscheidung, scharf in die Kurve einzufahren, könnte riskant gewesen sein, da er wusste, dass Verstappen innen fuhr. Andererseits könnte Verstappen, der wusste, dass Russell neben ihm war, etwas vom Gas gegangen sein, um eine Kollision zu vermeiden. Sein Kommentar nach dem Rennen, er hätte die Kollision vermeiden können, scheint sich auf diesen Moment der Entscheidung zu beziehen. Es bleibt die Frage, wer die Hauptverantwortung trägt: War Russell zu aggressiv in seinem Vorgehen oder hätte Verstappen vorsichtiger vorgehen können?
Die neuen Aufnahmen haben die Debatte über die FIA-Strafe weiter angeheizt. Verstappen, der mit elf Strafpunkten auf seinem Führerschein am Rande eines Rennverbots steht, musste bereits zuvor unverhältnismäßige Strafen hinnehmen. Die 10-Sekunden-Zeitstrafe und drei zusätzliche Strafpunkte in Spanien haben seine Meisterschaftsposition verschlechtert, insbesondere in einer Saison, in der er Kopf an Kopf mit Fahrern wie Oscar Piastri liegt. Kritiker, darunter Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve, wiesen auf Inkonsistenzen in den Entscheidungen der FIA hin, da Verstappen in ähnlichen Situationen offenbar härter bestraft wurde als seine Rivalen.
Mit dem nahenden Großen Preis von Österreich, bei dem Verstappen sein Heimrennen auf dem Red Bull Ring dominieren will, hält die Kontroverse um den Vorfall in Spanien weiterhin an. Die Onboard-Aufnahmen bieten zwar die Möglichkeit, die Ereignisse objektiver zu bewerten, klären aber nicht alle Fragen. War es ein reiner Rennfehler, ein Missverständnis zwischen zwei Fahrern unter hohem Druck oder eine Kombination aus beidem? Klar ist, dass Verstappens Aktionen nicht die bewusste Aggressivität zeigen, für die er zunächst bestraft wurde. Während die Formel-1-Community diese Aufnahmen weiter analysiert, werden die Forderungen nach mehr Transparenz und Konsistenz in der Entscheidungsfindung der FIA lauter – ein Thema, das zweifellos auch in der Saison 2025 nachhallen wird.