Libuše Šafránková: Ein unvergessliches Aschenbrödel

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit erstrahlt ihr Gesicht in deutschen Wohnzimmern: Libuše Šafránková, die unvergessliche Hauptdarstellerin des Märchenfilms Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, wäre am 7. Juni 2025 71 Jahre alt geworden. Die tschechische Schauspielerin, geboren 1953 in Brno, hinterließ mit ihrer ikonischen Rolle als Aschenbrödel ein Vermächtnis, das Generationen berührt. Doch Šafránková war weit mehr als nur ein Märchenstern – sie war eine vielseitige Künstlerin, deren Wandlungsfähigkeit und Charisma sie unsterblich machten.

Ihr Aschenbrödel, das 1973 unter der Regie von Václav Vorlíček entstand, war kein naives Prinzesschen. Filmkritiker Ralf Schenk beschreibt sie treffend: „Das ist eine junge und sehr modern wirkende Frau, die emanzipiert weiß, sich zu behaupten – nicht nur gegenüber der bösen Stiefmutter und den nichtsnutzigen Schwestern, sondern auch gegenüber dem Prinzen, den sie keineswegs vom ersten Moment an anhimmelt, sondern ihn erst prüft, bevor sie sich an ihn bindet.“ Diese Stärke und Selbstbewusstsein machten Šafránková zur idealen Besetzung.

Die Rolle kam ihr durch einen glücklichen Zufall zu. Ursprünglich war eine andere Schauspielerin vorgesehen, die jedoch aufgrund einer Schwangerschaft absagte. Aus rund 30 Kandidatinnen stach die damals 19-jährige Šafránková hervor – nicht zuletzt, weil sie reiten konnte. „Das gab wahrscheinlich den Ausschlag“, so Schenk. Bis auf eine Stunt-Szene meisterte sie alle Reitszenen selbst, was dem Film eine besondere Authentizität verlieh.

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel wurde für Šafránková zum Segen und Fluch zugleich. Der Film katapultierte sie zu Ruhm, doch die Rolle der Prinzessin prägte ihr Image nachhaltig. In ihren Märchenrollen spielte sie eine „Erotik der Unschuld“, wie Schenk es nennt, doch sie bewies auch ihre Vielseitigkeit. Sie glitt mühelos in Mütter- und Großmütterrollen, spielte bodenständige Landfrauen ebenso wie elegante Stadtfrauen. Der renommierte Regisseur Jiří Menzel besetzte sie in seiner Prager Bettleroper sogar als Hure Jenny – ein Beweis für ihre beeindruckende Wandlungsfähigkeit.

Trotz ihres Erfolgs zog sich Šafránková mit der Zeit aus der Öffentlichkeit zurück. Bereits vor 20 Jahren, nach verletzenden Angriffen der Boulevard-Presse, die sie fälschlicherweise als Alkoholikerin darstellte, entschied sie sich für ein Leben fern des Rampenlichts. „Jetzt ist Schluss mit Öffentlichkeit“, erklärte sie und verweigerte Autogramme und Talkshow-Auftritte. Den endgültigen Rückzug leitete ihre Lungenkrebsdiagnose im Jahr 2014 ein. Am 9. Juni 2021, nur zwei Tage nach ihrem 68. Geburtstag, erlag sie ihrer Krankung in einem Prager Krankenhaus, kurz nach einem operativen Eingriff. Ihre letzten Jahre verbrachte sie in Šlapanice, wo sie aufwuchs, und wurde dort im Familiengrab beigesetzt.

Libuše Šafránková bleibt unvergessen – als starke, emanzipierte Aschenbrödel, als vielseitige Schauspielerin und als Frau, die mit Anmut und Würde ihren Weg ging. Ihr Vermächtnis lebt in jedem Weihnachtsfest weiter, wenn Drei Haselnüsse für Aschenbrödel erneut die Herzen der Zuschauer erobern.

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