
Rostock – Wenn die Kinder könnten, würden sie diese Erwachsenen wahrscheinlich am liebsten an den Marterpfahl binden. An einer Kita in Rostock wurde die Indianer-Party abgesagt – wegen des Wortes „Indianer“. Die enttäuschten Kinder bekamen stattdessen das Motto „Pferde und Ponys“ vorgesetzt.
In der Kita „Fischbank“ werden laut Selbstauskunft 82 Knirpse von 21 Erzieherinnen in Rostock betreut. Die Idee, sich zum Sommerfest am Donnerstag als Indianer, Cowboy oder Squaw zu verkleiden, kam von den Kids selbst: Der Kinderrat hatte den Wunsch geäußert.
Eltern beschwerten sich bei Kita
Doch der Wunsch hatte ausgewachsene Konsequenzen: Ein Vater protestierte gegen den Begriff „Indianer“. Das Wort ist vor allem in linkspolitischen Kreisen verpönt, weil die europäischen Eroberer es den indigenen Völkern Nordamerikas aufgezwungen hatten. Viele Ureinwohner nennen sich selbst First Nations oder Native Americans – benutzen aber ebenfalls auch das Wort Indianer. Zuerst hatte die „Ostsee Zeitung“ über den Fall berichtet.
Der Kita-Träger zu BILD: „Es gab mindestens eine direkte Beschwerde aus der Elternschaft“, so Sprecherin Henrike Thaut vom Institut Lernen und Leben e.V. Die Leiterin des Kindergartens schickte einen Brief an die Eltern: „Wir möchten uns aufrichtig dafür entschuldigen, dass bei unserem Sommerfest-Thema das Wort ‚Indianer‘ verwendet wurde. Da der Kinderrat sich dieses Thema gewünscht hatte, haben wir es direkt so übernommen. Uns ist bewusst, dass dieser Begriff nicht die Vielfalt und kulturelle Bedeutung der indigenen Völker Nordamerikas angemessen widerspiegelt.“

Die Kita verspricht, Worte wie „Indianer“ nicht mehr zu verwenden
So wird über den Begriff und Kinder diskutiert
Daraufhin störten sich wiederum andere Eltern am „Indianer“-Verbot, und das Thema erreichte die Landespolitik. Mecklenburg-Vorpommerns CDU-Vorsitzender Daniel Peters (44): „Es wäre mir neu, dass sich die indigenen Völker Nordamerikas daran stören, wenn Kinder in Europa den Wunsch haben, Indianer spielen zu wollen. Unsere Kinder machen das aus Bewunderung und nicht aus unterstellter Herabwürdigung. Wenn Menschen ihnen das vorwerfen wollen, dann sind sie nicht nur überkorrekt, sondern tragen zur Spaltung unserer Gesellschaft bei.“

Ärgert sich über das „Indianer“-Verbot: Mecklenburgs CDU-Chef Daniel Peters (44)
Immerhin dürfen die Kinder nun beim „Pferde und Ponys“-Fest trotzdem ihre selbst ausgewählten Kostüme tragen, also auch Federschmuck. Und das ist auch richtig so, sagt Dr. Volker Kunze (70) vom Karl-May-Museum in Radebeul: „Ja, man darf Indianer sagen. Das sagen die Indianer selbst. Unsere Arbeit betrachten sie als Unterstützung für ihre Belange. Denn in Nordamerika werden sie noch immer diskriminiert.“

Immerhin: Schminken und Lassowerfen waren beim „Pferde & Ponys“-Sommerfest noch drin
Das sagt die Kita
Die Kita Fischbank hat aus dem Fall gelernt und will offenbar etwas gelassener reagieren, falls so etwas Ähnliches noch einmal passiert: „Hinweise und Beschwerden aus der Elternschaft nehmen wir grundsätzlich ernst – und das tun wir auch in Zukunft. Aber wir werden künftig noch genauer hinschauen, ob etwaige Hinweise und Beschwerden begründet sind“, teilt sie BILD mit.