Der Meister des bedruckten Papiers

Er war Österreicher durch und durch, die vielleicht größte Tat der Menschheitsgeschichte sprach er gleichwohl den Deutschen zu: die Idee, Papier zu bedrucken nämlich – die hielt er für mindestens ebenso bedeutend wie die Erfindung des Rades.

Jetzt ist Lo Breier (†72), der als Grafik-Designer und Art Director das bis heute gültige Richtmaß schuf, wie ein Magazin auszusehen und zu sein hat, überraschend gestorben.

Geboren 1953 in Wien und Alumnus der „Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt“, stieß der junge Lo Breier zur Zeitschrift „Wiener“, die sich von 1980 an pionierhaft daran machte, Pop und Politik, Evidenz und Eleganz zu versöhnen. 1984 entwarf er das legendäre Cover von Falcos Album „Junge Roemer“. Danach ging er nach Hamburg, wo er ab 1985 das Magazin „Tempo“ gestaltete, gemäß dem Motto „ohne Form kein Inhalt“, was nicht weniger als den Grundtenor des Jahrzehnts vorgab und das Design- und Stilverständnis bis heute prägen sollte.

Kai Diekmann, lange Jahre Chefredakteur von BILD, erinnert sich: „Er war 34 Jahre alt und bereits ein Star – ich war 23 und ein Nichts, als ich ihn 1987 in der Hamburger ‚Tempo‘-Redaktion für das noch junge ‚Medium Magazin‘ besuchte. Viele Jahre später kam er zu BILD. Es war ein Geschenk, mit ihm arbeiten zu dürfen. Jetzt ist Lo Breier tot.“

Lo Breiers Wirken war überall spürbar: beim „Wiener“, bei „Tempo“, mit seiner Agentur „Büro X“ – und später bei BILD am Sonntag, wo er ab 2007 als Art Director und Mitglied der Chefredaktion Maßstäbe setzte. Nicht nur optisch, sondern auch menschlich. Wenn man als Redakteur mal wieder am Verzweifeln war, an den Aufgaben, den Umständen, dem Zeitdruck, reichte ein Lächeln von Lo Breier, verbunden mit dem Satz: „Das geht sich schon aus“ – und man wusste: Alles wird gut.

Der damalige BamS-Chef Walter Mayer über seinen Freund: „Was war die größte Qualität von Lo? War es sein Style? Seine ästhetischen Prinzipien? Seine Freundlichkeit? All das zeichnete ihn aus, aber am eindrucksvollsten war seine Präsenz. Er war kein Planer und Stratege, sondern ein Jetzt-Mensch. Wo Lo war, stoppte der Zeiger der Uhr und Momente wurden lang. Ein lächelnder Magnet, der alle anzog. Lo war der gegenwärtigste Mensch, deshalb ist es unmöglich, dass er tot sein soll.“

Im Jahr 2020 wurde Lo Breier für sein Lebenswerk vom Art Directors Club Deutschland ausgezeichnet. Er war auch Professor, Mentor, ADC- und CCA-Mitglied – und bis zuletzt ein Suchender nach Schönheit und Präsenz im Jetzt.

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